| Wie man richtig Selbstmord begeht
Termin:
Die meisten Selbstmorde passieren ja um Weihnachten rum. Dabei gibt es
doch
so viele andere schöne Termine. Zum Beispiel Pfingsten, oder Christi
Himmelfahrt. Oder suchen Sie sich einen Termin aus, von dem alle etwas
haben - zum
Beispiel Weihnachten, oder den Hochzeitstag ihrer Eltern. Sie können
sicher
sein, dass der nie wieder gefeiert wird.
Ort:
Doof ist Selbstmord zu Hause. Denn da passieren ja bekanntlich die
meisten
Unfälle. Da macht man sich dann die Riesenmühe und hinterher soll es
dann
wieder mal keiner gewesen sein. Da braucht die Polizei nur irgendwo eine
Leiter
und eine Gardinenstange zu finden, schon zählt das Hirn an der Wand als
Unfall. Und die Schrottflinte in ihrer Hand als Zufall. Zitat aus dem
Polizeibericht: „Offensichtlich in der Absicht, eine Gardine
aufzuhängen, rutschte das
Opfer von einer Leiter und verstarb trotz des verzweifelten Versuches,
sich an
einem zufällig im Raum befindlichen, abgesägten Schrotgewehr
festzuhalten."
Glauben Sie nicht? Gibt es doch ein ganz berühmtes Beispiel für. Wie war
denn das mit der alten gebrechlichen Frau im Wald? Kann ihre Miete nicht
mehr
bezahlen, weil ständig einer an der Hütte rumknuspert. Was macht sie aus
Verzweiflung? Stürzt sich in den Kamin. Und was soll´s hinterher gewesen
sein? Der
Hänsel hat sie geschubst!
Wenn Sie einen Ort für den Selbstmord wählen, dann denken Sie bitte auch
an
die Anderen. Also an die, denen Sie mit ihrem Freitod eins auswischen
wollen.
Schön ist, sich in einem abgelegenen Wald aufzuhängen, damit man erst
nach
mehreren Wochen gefunden wird. Am besten im Hochsommer. Und sich dann
auf das
Gesicht von dem freuen, der einen identifizieren muss! „Tja, das könnte
er
sein - er sah zwar etwas anders aus - mehr so im Stück - aber Würmer
hatte er."
Und dann gibt es in der heutigen Servicegesellschaft ja auch jede Menge
Orte, an denen einem zur Hand gegangen wird. Auch beim Selbstmord. Zum
Beispiel
der Hauptbahnhof von Düsseldorf. Da reicht es, sich bei einer
zwielichtigen
Gestalten (also einem beliebigen Passanten) nach einem Tresor zu
erkundigen.
Ein Selbstmörder will ja Aufmerksamkeit. Gut sind also immer Plätze, an
denen sich viele Menschen aufhalten. Zum Beispiel Gottesdienste, Taufen,
Hochzeiten und Volksfeste. Oder irgendeine Veranstaltung, die man nicht
leiden kann -
wenn Sie sich da umbringen, wird die im nächsten Jahr vielleicht
abgeblasen.
Etwa die Loveparade, der Karneval in Köln eine Lichterkette oder der
Winterschlussverkauf bei Hertie.
Sehr schön sind auch alle Veranstaltungen für Kinder. Kinder sind ein
phantastisches und dankbares Publikum. Also Kasperletheater, in der
Hüpfburg
(Schuhe ausziehen!) und vor Pantomimen. Die sind dann nämlich gezwungen
eine
Aussage zu machen, wenn die Polizei kommt.
Oder sich neben einen blinden Bettler in die Fußgängerzone setzen und
Schlaftabletten nehmen. Sieht dann schön für die Passanten aus, mit den
Schildern:
Habe seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Und: Habe seit drei Stunden
nicht
mehr geatmet.
Abschiedsbrief:
Nichts bis zum letzten Tag warten, sondern ruhig vorher wegschicken.
Also,
bevor man sich überhaupt umbringen will. Am besten ein paar Jahre
vorher.
Überlegen Sie nur mal, was Sie da sparen, wenn irgendwann das Porto
erhöht wird.
Außerdem ist es immer gut, die Briefe zügig wegzuschicken, falls man es
sich
doch noch anders überlegt - dann ist man im Zugzwang.
Ein guter Abschiedsbrief muss nicht lang sein. Mehr als eine halbe Seite
liest eh keiner. Belassen Sie es einfach bei einer kurzen und bündigen
Schuldzuweisung. Nutzen Sie gängige Namen. So was wie „Frank ist
schuld". Irgendeinen
Frank gibt es immer in Ihrer Umgebung. Benutzen Sie keine exotischen
Namen
wie Pifagor oder Thoralf - wer so heißt hat eh kein Gewissen. Oder sich
auch
schon lange umgebracht.
Methode/Waffen
Strick: Einfallslos. Außerdem streckt man dabei die Zunge raus und das
sieht
albern aus.
Tabletten: Grundsätzlich eine saubere Sache, aber man muss die richtigen
Tabletten nehmen. Blöd ist eine Überdosis Merz Spezialdragees - da
bekommt nur
tierisch lange Fingernägel und seidiges Haar. Oder eine Familienpackung
Imodium Akut. Es dauert mindestens drei Wochen die man nicht auf die
Toilette kann,
bevor man endlich platzt. Oder man nimmt eine Überdosis Ilja Rogoff
Knoblauchpillen, und steigt zur Stoßzeit in den Bus. Es wird sich schon
einer finden,
der sie erschlägt.
Autoabgase: Bei den heutigen Autos mit G-Kat und schadstoffarmer
Abgasaufbereitung so gut wie unmöglich. Statt zwei Stunden im Auto zu
sitzen und zu
hecheln, können Sie auch einmal in Castrop-Rauxel tief Luft holen oder
eine
Marlboro Light rauchen. Kommt auf das gleiche raus.
Sich in den Kopf schießen: Ist bei den strengen Waffengesetzen in
Deutschland kaum machbar. Heute kommen sie doch an keine Pistole mehr
ran - wenn sie
nicht mehr zur Schule gehen. Die einzigen Waffen gibt es im
OTTO-Katalog.
Luftpistolen. Aber wenn Sie sich damit umbringen wollen, müssen Sie
mindestens
fünfmal in das selbe Loch schießen. Und das ist schwer, weil man kann ja
nicht
gleichzeitig auf sich selbst zielen und sich selbst treffen.
Vor die U-Bahn springen: Hat keine Stil. Außerdem sind die ganzen Gleise
voller Kippen und Coladosen. Da holt man sich ruckzuck eine
Blutvergiftung.
Mit dem Auto irgendwo gegen rasen: Hat Stil ist aber unsicher. Wenn die
Autos schnell genug für einen ordentlichen Aufprall sind, haben Sie
Airbag,
Seitenaufprallschutz und stabile Knautschzonen. Nehmen Sie eine Ente,
schaffen sie
nur 40 Km/h und ein zerbeultes Gesicht. Das kriegen sie aber auch hier
in
jeder Eckkneipe.
Aber zurück zum Selbstmord mit modernen Fortbewegungsmitteln. Das
schlimmste, was dabei immer wieder passiert ist, dass es hinterher
keiner glaubt.
Hier: Diana - mit 180 im Tunnel gegen den Pfeiler. Was war´s? Mord!
Oder
Schumacher: Mit 180 schnurgerade in die Mauer. Was war´s? Ne Panne! Oder
Kennedy: Mit
180 Sachen pfeilgerade in den Ozean. Und was war´s? Schlechtes Wetter!
Verdammt, was muss man denn noch alles tun, damit ein Selbstmord
gewürdigt wird?
Immer gut ist Sterben mit Message: Sich vor einen aussterbenden
Elefanten
werfen. Sich an einen Wal ketten. Sich als Baum verkleiden und im
Regenwald
abholzen lassen.
Hilfeschreie: Es gibt nichts demütigenderes, als ein
Todesschrei beim
Selbstmord. Man sollte doch meinen, dass die Leute ein bisschen
konsequenter sind
und es sich vorher ausreichend überlegt haben. Der einzige Grund zum
Schreien
ist, wenn keiner guckt.
Oder sie machen es wie ich.
Sie besuchen jemanden, den sie nicht leiden
können, zeigen ihm ihre neue Machete, damit seine Fingerabdrücke drauf
sind. Dann
stemmen Sie das Messer zwischen Türrahmen und Rücken und rammen es sich
zwischen die Schulterblätter.
Das soll er mal der Polizei erklären.
| |